E-Lkw: Nikola-Gründer wegen Betrugs verurteilt

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Märchen hat der CEO erzählt, um Anleger zu betrügen und sich zu bereichern. Dafür soll er in den Knast. So sehen das Geschworene in New York hinsichtlich Trevor Miltons, Gründer und bis 2020 Chef des Elektrolastwagenentwicklers Nikola. Sie haben Milton des Anlagebetruges und des Überweisungsbetruges für schuldig befunden, weil er wiederholt irreführende Angaben über angebliche Errungenschaften Nikolas sowie angeblich verbindliche Fahrzeugbestellungen gemacht hat.

Außerdem hat sich Milton eine Luxusranch mit falschen Darstellungen über Nikola erschlichen und zum Teil mit Aktienoptionen bezahlt, die sich als wertlos erwiesen – auch das wertete die Jury als Straftat. Von einem weiteren Betrugsvorwurf wurde er freigesprochen. Jetzt drohen Trevor Milton bis zu 60 Jahre Haft, auch wenn das tatsächliche Strafmaß deutlich geringer ausfallen dürfte. Der Angeklagte hat Berufung gegen seine Verurteilung vom Freitag angekündigt. Das Strafverfahren heißt USA v. Trevor Milton und ist unter dem Az. 21-cr-478 am US-Bundesbezirksgericht für das südliche New York anhängig.

Milton hat Nikola um das Jahr 2015 gegründet. Er präsentierte eine lange Reihe von Fahrzeugkonzepten, die verschiedentlich mit Wasserstoff, Erdgas oder Strom aus Akkus angetrieben werden sollten. Ab 2018 sollte Nikola 364 Wasserstofftankstellen entlang nordamerikanischer Autobahnen bauen, an denen der Wasserstoff direkt vor Ort hergestellt würde – zu einem Bruchteil des Marktpreises. Hinzu kommen sollten 800 Werkstätten. Sogar die Akkus und alle möglichen Fahrzeugbestandteile sollten aus Eigenentwicklung kommen. Tatsächlich handelte es sich weitgehend um Slideware: Hinter den schönen Präsentationen und schwungvollen Reden gab es wenig Handfestes.

Am 1. Dezember 2016 präsentierte Milton einen angeblich voll funktionsfähigen Prototypen des per Wasserstoff-Brennstoffzelle angetriebenen Sattelschleppers Nikola One. Tatsächlich hatte das auf der Bühne aufgebaute Ding laut Anklage weder Motoren noch eine funktionierende Vorrichtung, mit dem ein Chauffeur hätte steuern können. Statt dem Infotainmentsystem gab es Bildschirme mit gefälschten Darstellungen. Die Luftfederung war undicht, so dass Druckluft per Schlauch zugeführt werden musste. Externe Akkus und ein Stromkabel sorgten für den Strom für die ferngesteuerten Lichter und die irreführenden Bildschirme.

Nach der Präsentation wurde die Arbeit am Nikola One eingestellt. 2017 wollte eine andere Firma den ja angeblich voll funktionsfähigen Prototypen für ein Werbevideo nutzen. Immerhin hatte das Chassis Räder, sodass es dreimal auf einen Hügel geschleppt wurde, um von dort kamerawirksam bergab zu rollen. Die Kabinentür, aus einem Minivan ausgebaut, musste dabei mit Klebeband befestigt werden, um nicht herunterzufallen. Eine tatsächlich eingebaute Gasturbine sowie Akkus mussten vorher wegen Brandgefahr entfernt werden.

Anschließend soll Milton, der bei den Dreharbeiten selbst anwesend war, die Anweisung gegeben haben, einige der Aufnahmen für ein eigenes Werbevideo zu nutzen. Dabei wurde das Bild so gedreht, dass es aussah, als würde ein Lkw durch eine Ebene fahren. Die Firma veröffentlichte das Video Anfang 2018 auf Facebook und Twitter.

Anfang März 2020 verkündete Nikola, durch eine Fusion mit einer Mantelfirma an die Börse zu gehen. Milton wurde CEO und Verwaltungsratsvorsitzender in Personalunion, erhielt aber nur einen Dollar Jahresgehalt – zuzüglich Aktienoptionen, sofern die Aktien gewisse Kursziele erreichten. Miltons erklärtes Ziel war, es auf die Liste der 100 reichsten Menschen zu schaffen. Kein Wunder, dass Milton der Aktienkurs sehr am Herzen lag. Er gab zahlreiche Interviews und betätigte sich aktiv in Sozialen Netzwerken, wobei er weiter irreführende Angaben zu angeblichen Errungenschaften und verbindlichen Bestellungen machte.

Im Februar 2020 – währender laufender Verhandlungen über den Börsengang durch die Mantelfirma – kündigte Milton die Entwicklung eines Pickup-Trucks namens Badger an, der in einer Akku- und einer Wasserstoff-Variante zu haben sein werde. Dabei betonte er, Nikola habe das Fahrzeug über mehrere Jahre “von Grund auf” mit selbst entwickelten Bauteilen und eigenen Patenten entwickelt. Von den Akkus bis zum Infotainment, vom Chassis bis zu den Wechselrichtern sei alles Eigenentwicklung. Es gäbe sogar schon einen großen Autokonzern, der den Badger nach Nikolas Vorgaben in Serie bauen würde. Tatsächlich gab es nur ein paar Zeichnungen und keine Partnerschaft mit einem Fabrikanten, heißt es in der Anklage.

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